INTEGRIERTE STADTSANIERUNGSMAßNAHMEN IN BRESLAU AM BEISPIEL DES BEZIRKS NADODRZE – unter diesem Aspekt wurde diesmal das Thema der Stadtentwicklung betrachtet. Heraus kam ein interdisziplinärer Abend voller interessanter und bunter Beiträge, mit einem breit gefächerten Themen- und Rednerspektrum: von Hochkultur bis Handwerkspraxis pur.
Kaum 500m weiter vom Hotel Sofitel entfernt, in welchem die Europa Forum Veranstaltung stattfand, erstreckt sich auf dem gegenüber liegenden Oderufer der ansatzweise sanierte/ und weitflächig sanierungsbedürftige Stadtteil Wrocław-Nadodrze, eine architektonische Perle, den die Zeit jedoch schmerzlich gekennzeichnet hat. Doch nach und nach gewinnt der Bezirk hier und da seinen alten Glanz zurück, obwohl noch Vieles zu tun bleibt. Zur Einleitung zeichnete Dr. Rafal Eysymontt vom Kunsthistorischen Institut der Universität Wrocław ein historisches Bild zur Entwicklung von Nadodrze. Danach ergriff Herr Jerzy Sznerch das Wort – seit 20 Jahren Bezirksratsvorsitzender von Nadodrze, somit bewandert mit sozialen Problemen im Kiez, treibende Kraft in Sachen Hilfe bei der administrativen Umsetzung von Initiativen und Modernisierungsmaßnahmen. Nadodrze war schon immer vom Handwerk geprägt – dies bezeugten die zahlreichen Gäste des Abends: der Schuster aus dem ältesten Betrieb der Stadt, der noch jegliche Schuh-Musealobjekte rekonstruieren (sanieren!) kann, der Optikermeister, der älteste Porträtfotograf – bekannt als Foto-Janusz, bei dem einst alle Breslauer Nachwuchsfotografen praktiziert hatten. Sie erzählten außer von ihrem Tun auch vom Untergang einer gewissen Handwerkskultur und -ära. Daran anschließend präsentierte Prof. Adam Chmielewski, Direktor der Kulturinstitution „Wrocław 2016“, die Wirkungsfelder für die Geschäftswelt im Zusammenhang mit dem kürzlich zugesprochenen Titel BRESLAU – KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2016, wo wieder einmal das internationale Augenmerk auf die Stadt gerichtet wird. Zu erwähnen bleibt, dass dieser Titel u.a. eben den geplanten Integrationsmaßnehmen dieser kulturell-infrastrukturelle Schwachstelle zu verdanken ist. „KULTUR GEGEN DEN AUSSCHLUSS“ – dieses Motto war entscheidendes Zugpferd bei der Titelvergabe BRESLAU KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2016. Frei nach dem von Prof. Chmielewski zitierten Motto des spanischen Philosophen Valverde „Nulla ethica sine aesthetica“ / „Ohne Ethik keine Ästhetik“ – Räume schaffen für das Schöne ist sowohl eine Herausforderung für die strikte Businesswelt, wie auch für den Streetworker oder die Administration, wenn es bspw. darum geht Kulturlandschaften für Bedürftige zugänglich zu machen. Ein vielschichtiges Thema – umso integrativer muss der Ansatz sein, den man bei einer infrastrukturellen, sozio-wirtschaftliche Stadtsanierung verfolgt. Letztendlich sollen doch die wirtschaftsfördernden Aspekte (Wohnungswesen, -bau, Förderung von Gewerbe/Unternehmertum u.a.), die verbesserte Lebensqualität und die dadurch gesteigerte Attraktivität der Stadt und somit Allen zu Gute kommen. Die im Foyer präsentierte Fotoausstellung war ein thematisch passendes i-Tüpfelchen: der Dresdner Künstler und Wahlbreslauer Peter Kreibich enthüllte seine reflexive Sichtweise der – in Anbetracht sich wandelnder politischer Systeme – architektonisch gepeinigten Stadt Wroclaw. Näheres dazu gibt es zum Betrachten unter www.peterkreibich.eu
Programm 27.10.2011_de_pl
Wroclaw as ECoC Presentation for bussines partners
Info_PETER KREIBICH pl_en_Vernissage