Das war das EF-Monatstreffen im neuen Theatermuseum am 25.5.

Mit einer sehr informativen und farbenprächtigen Museumsbesichtigung samt Führung (in deutscher und polnischer Sprache) mit der Kustodin Małgorzata Bruder ließen wir den Wonnemonat Mai ausklingen – im nach Henryk Tomaszewski benannten, kürzlich eröffneten Theatermuseum. Schon das Gebäude selbst (heute freistehend) hat eine bewegte Geschichte und war einst Fragment des ehemaligen Südflügels des Breslauer Königsschlosses, errichtet nach den Plänen von Friedrich August Stüler. Dieses Haus erzählt nun ein Stück Breslauer Theatergeschichte und speziell des Breslauer Pantomimentheaters auf eine sehr personalisierte Art, indem es konkrete Menschen und ihre Arbeit veranschaulicht und auf magische Weise greifbar macht. Tomaszewski (1919-2001) gründete 1956 das Pantomimentheater in Wrocław und gilt (neben Jerzy Grotowski) als einer der größten Künstler des polnischen Theaters des 20. Jahrhunderts. Der Vater dieser neuen szenischen Ausdrucksform ohne Worte – dafür aber mit üppigem Bühnenbild, Lichtspielen, Musik, prunkvollen Kostümen und vor allem im Ensemble (also fernab von der bisherigen Einsamkeit des schwarzgekleideten Mimen) – stammte aus einer deutsch-polnischen Familie, war zweisprachig und weltoffener Tänzer-Pantomime-Choreograph-Regisseur-Pädagoge der aus dem deutschen und polnischen sowie europäischen Kunst- und Literaturkanon schöpfte. All diese Spuren tauchen in der rekonstruierte Wohnung des Künstlers und Sammlers auf, da seine originelle Breslauer Wohnung sowie das Haus in Karpacz nicht zugänglich sind. Ebenso sind hier Spuren seiner engsten Freunde, die das Lebenswerk Tomaszewskis begleitet haben: ein Fotoatelier des berühmten Breslauer Kunstfotografen Stefan Arczyński, der Wrocław in der Nachkriegszeit und das Pantomimentheater 50 Jahre lang mit der Kamera dokumentiert hat; des Weiteren ein Arbeitszimmer für (zungenbrecherische) Maullaute, eine theatralische Plakatgalerie, Monografien, Präsenzbestände und eine Sammlung von knapp 4.000 historischen Postkarten europäischer Theatergebäude (dazu gibt es eine tolle Monographie/Album an der Museumskasse!). Małgorzata Bruder lüftete zahlreiche Theaterkulissen-Geheimnisse und Abergläubisches – animierte auch zum Öffnen aller Türchen und Schränke denn dies sei ‚ein Museum zum Anfassen‘. In allen Schubladen im speziellen Puppenzimmer leben Puppen aller Arten samt Original-Accessoires, da der Pantomime ein begeisterter Sammler jeglicher Kunst war – von Hochkultur bis Kitsch – und Initiator der größten polnischen Spielzeugsammlung, welche das Spielzeugmuseum in Karpacz beherbergt.

Die Bestände werden weiterhin ausgebaut – wir dürfen uns also noch auf mehr freuen. Es gab viele Fragen, viel Staunen und nach einem gemeinsamen Glas Wein mit der Ausstellungskuratorin noch einen warmen Sonnenuntergang zum Ausklang des Abends – auf der Dachterrasse des Hotel Monopol nebenan.
Besten Dank für diese individuelle und beflügelnde Führung!

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