Das evangelische Gesicht Breslaus bekommt zum 500. Reformationsjubiläum, das im kommenden Jahr gefeiert wird, ein besonders Geschenk: Ein Flachrelief mit Abbildern von breslauer Reformatoren wird 70 Jahre nach dem Krieg erneuert.
Das Relief wird pünktlich zur 500-Jahrfeier der Reformation fertig sein und im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. 1917 wurde die steinerne Tafel in die breslauer Maria-Magdalena-Kirche eingemauert. Zu sehen sind darauf Gestalten, die heute fast vergessen sind, die aber eine maßgebliche Rolle in der schlesischen Reformation gespielt haben: Pastor Johann Heß sowie seine Mitstreiter. Dr. Heß war Anfang des 16. Jahrhunderts Notar des Bischofs in Neisse und hatte 1523 eine feierliche Andacht zelebriert, die als symbolischer Anfang der breslauer Reformation galt. Kurz darauf fand Heß zahlreiche Anhänger und die Lehre Luthers wurde zur bedeutendsten Konfession in der schlesischen Großstadt.
Die Verdienste von Johann Heß kamen aber nicht allen gelegen. Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Stadt durch die Rote Armee eingenommen wurde, galt es jegliche Anzeichen der deutschen Vergangenheit der Stadt zu entfernen, um die neue russische und dann polnische Verwaltung zu legitimieren. Da die Reformation klar mit der deutschen Vergangenheit assoziiert wurde, war auch das evangelische Flachrelief Ziel der „Entdeutschungsmaßnahmen“. Zwar wurde es nicht ganz zerstört, doch die Gesichter der Reformatoren wurden weggemeißelt. Nach breslauer Historikern war es ein Prozess, der an unzähligen Stellen in der Stadt wiederholt wurde.
Dem will man heute entgegenwirken. Da Breslau und Teschen (Cieszyn) von der Europäischen Konferenz der Evangelischen Kirchen zu „Städten der Reformation 2017“ in Polen gewählt wurden, entschied die evangelische Gemeinde in Breslau, dass genau dieser Moment richtig dafür ist, die Pioniere der Reformation zu ehren und ihrem Denkmal den ehemaligen Glanz wiederzugeben. Die finanziellen Mittel für das Unterfangen haben sich schnell gefunden.
Ein Glücksfall ist auch, dass das über 100 Jahre alte Relief relativ trocken geblieben und deswegen leicht zu bearbeiten ist. Im Moment wird das Relief gereinigt, danach werden defekte Stellen im Material gestopft und schließlich die Gesichter neu in den Stein gemeißelt. Aus der deutschen Zeit sind viele Abbildungen der Tafel erhalten geblieben, was eine Rekonstruktion wesentlich erleichtert. Dazu kommen die Porträts der Reformatoren, die bereits dem Schöpfer des Reliefs, Paul Schulz, als Vorlage dienten.
Pünktlich zum Jubiläum der Reformation soll das Relief so gut wie neu sein. Im Mai des kommenden Jahres ist unter anderem eine evangelische Andacht geplant, die an die Zeiten von Pastor Heß erinnern soll.
Quelle: wochenblatt.pl